Raddimann hat geschrieben:Da ich grad etwas Zeit habe, fange ich mit sowas mal an: Vielleicht bekommen wir durch editieren usw ja einen vernünftigen Beitrag dazu hin.
Ich nutze meine eigenen Erfahrungen und das, was ich mir zum Thema angelesen habe. Ich versuche, möglichst objektiv zu bleiben.
Also,
Hier ertmal ein Auszug aus einem Katalog.
http://www.supermoto-racing.de/katalog/ ... php?ID=142
Grundsätzliches
Das Motorrad wurde von 2001-2004 in Italien hergestellt und über Zupin nach Deutschland importiert. Farben waren damals schwarz-blau und gelb-blau. Als Sonderedition gab es die auf 300 Stück begrenzte schwarze NOX, die mit diversen Carbonanbauteilen, viel Leichtmetall und Rennstreckentauglichkeit aufwartet, die Seel Replika mit Carbon und mehr Hubraum und die SM660R, die von Zupin aufgebaut wurde.
Das Modell SMR 570 ist mit dem Modell TE 570 verwandt, wobei die TE die Enduroversion ist und entsoprechend andere Reifen und -maße hat.
Grundsätzlich handelt es sich bei der SMR570 um ein Fahrzeug, das von der Rennstrecke auf die Straße gebracht wurde und in einzelnen Bereichen etwas umgestaltet wird. So wurde zB eine minimalste Elektrik verbaut Eine wirkliche Straßentauglichkeit muss man dem Fahrzeug aber absprechen. Dazu später mehr. Ich möchte hier aber bereits betonen, dass die SMR von den meisten Fahrern hier als reines Spaßgerät für den Feierabend eingesetzt wird, mit dem man mal eben ein paar Kilometer machen kann.
Motor
Das Fahrzeug hat nominell 56 PS/41 kW und wird entweder durch einen D´ell Ortho, Mikuni TMR41 oder Keihin Gaser beatmet. Leistungsmäßg kann man nach oben hin durch unterschiedliche Maßnahme arbeiten:
Kolben u erhöhte Verdichtung
mehr Hubraum durch Distanzplatte, Aufbohren und Spezialpleul
TC Nockenwelle
Racing CDI in blau
Auspuffanlage
offener Luftfilter
diverse Feinabstimmungen
Die 4 Ventile werden durch eine Steuerkette angetrieben, die durch einen mechanischen Spanner vorgespannt wird.
Die Schmierung erfolgt über ca 1,4l Öl. Eine echte Ölpumpe ist nicht vorhanden. Vielmehr wird das Öl durch Unterdruck und Überdruck durch den Motor gespült. Eine Filterung des Öls findet nur durch 2 Metallsiebe und einen Magneten statt. Hieraus ergeben sich Ölwechselintervall von ca 500km!
Da die Kupplung im Öl läuft, kommt es bei Einsatz von falschem Öl zu Kupplungsrutschen. Empfohlen wird oft das Motul 7100 10W60. Es gibt keine Ausgleichswelle, dadurch vibriert der Ofen ordentlich.
Gestartet wird nur via Kickstarter.
Fahrwerk und Bremsen
Werksseitig arbeitet vorne eine 320er Brembo Scheibe mit einer entsprechenden Bremsanlage. Gerne wird die Standardpumpe durch eine Radialpumpe von Brembo ausgetauscht. Dadurch entsteht eine ordentliche Verzögerung, die dem Hobbypiloten reicht.
Probleme und Macken
Aus dem Konzept der SMR ergeben sich natürlich einige Probleme.
Motor
Durch die fehlende Ölpumpe ist nicht immer eine optimale Schmierung zu erreichen. Volllastfahrt dankt die SMR mit schnell auftretenden Motorschäden. Das Fahrzeug will mit Lastwechseln betrieben werden. Lange Landstraßenetappen sind nicht ihr bevorzugtes Terrain. Motorschäden kündigen sich über eine ordentliche Spanbildung an, die man schön in den Metallsieben beobachten kann. Die einfache Druckölung trägt ebenfalls nicht sonderlich zur optimalen Schmierung bei.
Beliebte Probleme sind zusätzlich sich auflösende Pleuellager, die sich gerne durch ordentliches Klappern ankündigen und ebenfalls für unerfreulichen Kolben-Zylinderkontakt führen.
Spanbildung und erhebliche Beanspruchung des teuren Öls führen unweigerlich zu häufigen Ölwechseln bei ca 500km. Man bewegt ja schließlich ein Rennmopped, was in normalem Einsatz oft Ölwechsel bekommt.
Zusätzlich müssen bei jedem 5. Ölwechsel die Ventile kontrolliert und ggf nachgestellt werden. Der Motor geht bei ca 10t km über den Jordan bzw bedarf dann einer Revision, die sich der Händler gerne mal 1500 bis 2000 Euro kosten lässt. Je nach Zustand und benötigten Teilen natürlich.
Der Motor arbeitet, obwohl er ein Einzylinder mit viel Hubraum ist, ungern im unteren Drehzahlbereich. Hier hackt er auf dem Getriebe herum und zerschlägt es. Lieber arbeitet er hochtourig ab 4000U/Min.
Der Motor hört sich immer an, als würde er bald explodieren. Es rasselt und klappert im Gebälk. Bis zu einem bestimmten Grad ist das völlig okay. Jeder Maschinenbauer würde sich freuen. Denn durch die dünnen Motorwände hört man jede Mechanik. Hier die Grenze zu einem nahenden Schaden zu ziehen ist schwer.
Elektrik
Bis auf die Zündung gehört eigentlich nichts weiteres Elektrisches an die SMR dran. Leider haben sich die Ingenieure überlegt, doch eine straßentaugliche Version der Husky zu präsentieren und deshalb Blinker, Tacho und Lampen angetüddelt. Dementsprechend funktioniert das System mehr schlecht als recht. Es kommt zu Wackelkontakten, die Blinker vibrieren gerne ab, Lampen brennen durch, die Masse geht verloren usw. Der Tacho ist ein Radtacho von Sigma und ist ungenau und fällt regelmäßig wegen leerer Batterie aus. Was auch dazu führt, dass die angegebene Gesamtkm Leistung eigentlich nie passt.
Pro
Wer ein Spaßgerät mit ordentlich Power für die Feierabendrunde oder für das Angeben an der Eisdiele sucht, der muss zugreifen. Der Motor hat ordentlich Wumms, das Mopped ist dynamisch und treibt dem Fahrer die Freudentränen ins Gesicht. Der Seltenheitsfaktor und Mythos der Marke sind auch top. Wer gerne schraubt ist mit der HVA immer dabei. Und wer Ahnung hat, kann sie wirklich ordentlich und einfach pflegen.
Natürlich gibt es hier zig Vorteile, die sehr an Emotionen zu hängen sind. Die lasse ich aber mal ausser Acht.
Zusammenfassung
Wer sich für die SMR entscheidet, der kauft ein in die Jahre gekommenes Wettbewerbsmodell der Marke Husqvarna mit satter Leistung und riesem Spaßfaktor. Dazu kommen relative Exklusivität und ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
Manko ist der empfindliche Motor, der oft gewartet werden muss und absolut nicht für weite Strecken gemacht wurde. Dazu kommt eine kompromisslose Gestaltung des Arbeitsplatzes, der mehr als 120km am Tag kaum zulässt. Die meiste Zeit hegt und pflegt der Besitzer sein Fahrzeug und darf stolz auf ein Stück Exklusivität sein.
Wer das Herz entscheiden lässt und ein tolles Spaßgerät sucht, an dem ordentlich geschraubt werden muss, der sollte zugreifen. Sie werden weniger. Wer allerdings auf den Rennkringel zum ambitionierten Fahren will, der ist falsch beraten. Wer mit den Kumpels, die Sportkisten usw fahren mitfahren möchte, der lässt auch die Finger davon.
Kaufberatung
Es werden immer weniger SMRs angeboten, die Preise sind teilweise sehr hoch bis überzogen. Fotos sind für uns hier wenig aufschlussreich. Es gilt aber sicherlich. Ein gepflegter Eindruck ist schon mal top und lässt evtl auch auf eine gute Innere Pflege schließen. Neuralgische Punkte sind Motor und Elektrik. Wobei beim Motor wie oben gesagt extreme Kosten auftreten können. Am besten ist, man nimmt sich einen erfahrenen HVA Treiber mit, der die SMR kennt. Probefahren ist Pflicht! Ich würde eine top gewartete SMR, die auf dem Rennkurs bewegt wurde manchmal einer vom Eisdielenstrullerer vorziehen.
Auf Gerede von Motorrevision vor x Kilometern würde ich ihne Beleg nichts geben und auf dem Hintergrund des "Tachos" ist das eh oft gemauschel. Und natürlich kann auch eine soeben revidierte Husky plötzlich einen kapitalen Motorschaden bekommen.
Wie gesagt, macht der Besitzer und das Gerät einen guten Eindruck und der Preis stimmt, dann zuschöagen, wenn man sich der Macken bewusst ist.
Ich weise nochmal darauf hin, dass ich sicherlich nicht für mich in Anspruch nehme, die Weisheit in Bezug zur SMR mit Löffeln gefressen zu haben. Hier im Forum sind ettliche Leute, die mehr über das Mopped wissen. Vielleicht schaffen wir es ja gemeinsam einen vernünftigen Beitrag zum Thema SMR570 zu erstellen und ihn denjenigen anzubieten, die sich ein soclhes Mopped kaufen wollen.
Gruß
Daniel