Wedafelda* hat geschrieben:Jetzt muss ich die Karre auch noch richten
Wie jetzt, hast Du sie auch noch geschmissen, oder meinst Du 'wieder herrichten' im Sinne von 'ich will JETZT Fahren und nicht Schrauben'?
Willst Du es selber machen? Hab's gerade vor ein Paar Tagen gemacht.
Man braucht schon einiges an handwerklicher Erfahrung und Improvisationstalent, sonst besser machen lassen!
Nachdem die Meldungen über defekte LKL immer häufiger wurden hatte ich Ende letzter Saison mein Mööt mal aufgebockt und ein leichtes Rasten festgestellt. Später ist mir dann eingefallen, dass ich mich Wochen früher über unsauberen Kurvenlauf geärgert hatte, hatte das aber auf mentale Defizite geschoben.
Ob ein LKL bei ~26Tkm nach 3 Jahren, oder weniger, diese Verschleißerscheinungen aufweisen darf ist eine andere Frage.
Fakt ist aber, dass die
werksseitige Fettung unzureichend ist/war.
Das Eindringen von Feuchtigkeit führt bei längerem Stillstand, z.B. über Winter, an den u.U. fettfreien Stellen zu Rost.
Dieser Rost, kann je nach Ausmaß, zu einem spontanem LKL-Tot führen, oder zu einem schleichendem.
Bei dem schleichenden Tot vermischt sich der Rost mit der Feuchtigkeit und dem Fett zu einer dünneren Kaffeeschaum artigen Motsche mit deutlich verminderter Schmier- und Schutzleistung.
Einige sehen der Grund in der Verwendung von Hochdruckreinigern, ...da muss man schon direkt auf die Abdichtung halten

Neuere, durch Bilder belegte Erkenntnisse weisen eindeutig auf Kondenswasser hin, was vermutlich dem recht großem Lenkkopf-Durchmesser und damit Luftvolumen geschuldet ist. Durch Temperaturschwankungen atmet der Nuda-Lenkkopf mehr als kleinere anderer Motorräder und das nicht nur durch äußere Witterung, sondern vorwiegend durch die normale Benutzung des Mööts. Der Motor heizt den Rahmen incl. Lenkkopf auf, das Joch (Bolzen an der unteren Gabelbrücke) ist jedoch durch den Fahrtwind relativ kalt. Durch die anschließende Abkühlung wird frische Luft in den Lenkkopf gesaugt, dessen Feuchtigkeit sich in Schweißperlen am Joch niederschlägt (Bild von
Rallef oder
chriscross).
Ein Paar Bilder gibt es hier:
Nuda900R_Lenkkopflager_26Tkm3J oder
die von Martin
Für die, die die
Kurzfassung von Markus denn doch zu kurz ist, hier die ausführlichere:
Anleitung (Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Nutzung auf eigene Verantwortung)
Explosionsdarstellung Ersatzteilkatalog Bild 26/Seite 72
Material
-
Lenkkopflager 800087243 (2x) :
teuber-motorsport 12,95€ 34,95€ /
neubert-racing Nr: 00010752 16.80€ 34.90€
= Kegelrollenlager DIN 720 - 29x50,292x17,52 /
SKF - R BT1B 329013 A/Q BRAZIL 9 W20J /
Beschriftung - Bild /
SKF Vertragshändler Suche
=
KBS - BT1B 329013 bei
eBay 9,98€ // Suche: 'BT1B 329013' < diverse ab ~9,-€
= "FAG : 572428" / "IRB : IR 2562" / "TIMKEN : XC110240CG / L45410" / "FERSA : F 15029"
-
Dichtung Lenkkopflager 800087745 (2x) :
neubert-racing Nr: 00010753 8,50€
-
Scheibe Lenkkopflager Z00087736 (1x) :
neubert-racing Nr: 00031660 5,50€
. Scheibe geht u.U. bei der Demontage des Lagerinnenrings kaputt!
. .
!! Die Scheibe ist im E-Teilekatalog Seite 72 Pos.7 und im WHB Seite 213 (I.3) Pos.8 an der falschen Stelle !!
. .
!! Die Scheibe gehört als erstes auf den Bolzen der unteren Gabelbrücke, erst dann der Dichtring !!
. . Sollte die Scheibe tatsächlich wie in den Abbildungen verbaut sein, ist es kein Wunder, dass dort Wasser rein kommt!
- Wälzlagerfett (-35...+120°C) oder besser gleich
"Das gute Paul-Fett" :
SKF Wälzlagerschmierfett LGEV 2/0.4 - 420 ml (s.u.)
- Geduld
- Erfahrung
- Improvisationstalent
- Werkzeug
Ausbau
- Mööt aufbocken und sichern
- Verkleidungen (Mitte, Links, Rechts) abbauen (optional, aber nur wg. versehentlich zerkratzen)
- Windschild ab, Mäusekino raus (optional, aber nur wg. versehentlich zerkratzen)
. . Das Mäusekino vergisst CLOCK + TRP + CON !! Wenn später die Spritleuchte an geht ist das ernst gemeint, sonst schiebst Du (so wie ich

)
- Verlauf des Kabelbaums, Bremsleitung(en), Kupplungszugs und sonstiger Leitungen dokumentieren, Fotos machen
- Kabelführung(en) oder was auch immer unterm Lenkkopf ab
- Vorderrad raus, Bremssättel sicher aufhängen
- Papierfliegerträger raus
- Lampenträger lösen (2 Schrauben oben) und unten aushängen
- Obere LK-Mutter entfernen
- Lenkerhalterung von unten an der Gabelbrücke abbauen (Halterungen bleiben am Lenker)
. . Ab jetzt hängt die Funzel und das Steuer etwas störend in der Gegend. Ein zweites Paar Hände schont die Nerven.
- Obere Gabelbrücke ausbauen (2x2 Schrauben)
- Gabelrohre nacheinander aus der unteren Gabelbrücke nach unten raus ziehen
- Nutmutter ab und untere Gabelbrücke herausziehen
- Ersten Schreck bekommen und Fotos machen
- Rollenkörbe und Rollen von den Lagerinnenringen entfernen
- Lagerinnen- und Außenringe säubern
- Zweiten Schreck bekommen und Fotos machen
- Lageraußenringe mit einem Rundstahl Ø10x400 mit gefühlvoller Gewalt austreiben
. . Die Alubuchsen haben je zwei gegenüber liegende R5-Aussparungen und bleiben im Rahmen
- Den Lagerinnenring auf dem Bolzen der unteren Lagerbrücke mit einem kleinen Brenner schnell erhitzen (Beschädigung der Dichtung möglich!)
. . und mit einem Keil (Messer o.ä.) lösen (Beschädigung der Scheibe und Dichtung möglich!)
Verletzungsgefahr
. . oder besser mir einem Meißel vom Sitz schlagen
Verletzungsgefahr
. . und vom Bolzen treiben
Einbau
- Beide Lager vollständig getrennt (für unten / für oben) zerlegen
- Unteren Lagerbrücke und Bolzen reinigen und Bolzen leicht fetten
- Erst Scheibe dann Dichtring (Richtung beachten) auf den Bolzen schieben
- Lagerinnenring auf max 200°C erhitzen und zügig bis Anschlag Aufpressen (-schlagen)
. . Als Gegenlager eine Stecknuss unten in die Gabelbrücke einsetzen
. . Ein alten Innenring umgekehrt mit auf den Bolzen schieben und ein geeignetes Rohr (~Ø40x4x300) auf den Bolzen schieben
. . Bein Aufschlagen ist der richtige Sitz deutlich hörbar
- Stecknuss, Rohr und alten Innenring entfernen
- Lenkkopf und Lagersitze reinigen
- Außenringe mit gefühlvoller Gewalt eintreiben
. . Sauber ansetzen und wechselseitig bis bündig mit der Alu-Buchse einschlagen
. . Jetzt alten Außenring umgekehrt zur Hilfe nehmen und weiter bis zum Anschlag, deutlich hörbar, eintreiben
. . Den alten Außenring mit einem großen Schraubendreher von außen (rechtwinkelig zur Lenkachse) mit leichten Schlägen lösen
- Obere Dichtscheibe nacharbeiten, so dass später ein sauberes Einstellen des Lagerspiels möglich ist
. . Überflüssige Gummihaut beidseitig mit einem Messer entfernen, so dass Lagerinnenring und Nutmutter sauberen Kontakt zur Metallscheibe des Dichtrings bekommen
- Außenringe reichlich fetten
- Rollenkorb und Rollen mit reichlich Fett auf die Innenringe aufsetzen
- Lenkkopfbolzen / Joch dünn fetten

Reichlich Fett gewährleistet eine
Abdichtung vor Schmutz und Feuchtigkeit und
passiven Schutz der Lager
- Untere Lagerbrücke in den Lenkkopf einführen, oberen Lagerinnenring einsetzen, Dichtring (Richtung beachten) aufsetzen und mit Nutmutter sichern
- Lenkkopflager mit Nutmutter nach WHB-Anleitung einstellen (1. Mit 15 Nm anziehen / 2. 60° lösen / 3. Mit 10 Nm anziehen)
[edit] Diese Vorgaben sind nachweislich, eindeutig zu hoch (siehe unten)
[/edit]
. . Geeignetes Werkzeug bauen oder eine gekröpften Spitzzange oder Hakenschlüssel sinngemäß verwenden
- Gabelrohre nacheinander in die untere Gabelbrücke einstecken und in der richtigen Höhe leicht fest ziehen
- Obere Gabelbrücke aufsetzen, dabei auf den richtigen Verlauf des Kabelbaums, Bremsleitung(en) und des Kupplungszugs achten
- Lenkkopfmutter gut handfest anziehen
- Gabelrohre auf korrekten Sitz überprüfen und an der unteren Gabelbrücke schrittweise !! mit 19 Nm fest ziehen
- Lenkkopfmutter mit 80 Nm fest ziehen
- Gabelrohre an der oberen Gabelbrücke schrittweise !! mit 19 Nm fest ziehen
- Lenker aufsetzen, Schrauben mit 38 Nm fest ziehen
- Lampenträger einsetzen und befestigen
- Papierfliegerträger
- Vorderrad, Bremssättel, Bremsleitungen, ...
- Mäusekino, Windschild, ...
- Verkleidungen, Kontrolle, ...
- Mööt abbocken
- Probefahrt
-

E N D E
Die TVO's mögen mir widersprechen, aber ich halte eine Reparatur in dieser Art für völlig ausreichend,
nachweislich unrunde Lagersitze oder andere ernste Defekte mal ausgenommen.
Schmiernippel und Belüftungsbohrungen sind Nonsens.
Danke an Markus für den Hinweis auf die Dichtscheiben (die ich anfänglich nicht mit bestellt hatte).
[edit]
Das im WHB angegebene Drehmoment für die Nutmutter in 3. Schritt ist eindeutig zu hoch.
~5Tkm schien die Einstellung richtig zu ein.
Kurz vor meiner Urlaubsreise ist mir bei einem kräftigem Quickie intensives Lenkerflattern aufgefallen.
Nach Rücksprache mit JoJo war schnell das LKL in Verdacht. Richtig, danke.
Etwas gelöst (~6mm am Umfang), ...Test: Alles wieder ruhig.
Zwei Tage später Tel. mit Kiki: ...die gleichen Symptome; Werkstatt, LKL entspannt und gut.
- Das LKL muss nach dem Anziehen der Lenkkopfmutter
spielfrei aber nicht zu stramm gespannt sein.
Die vollständig montierte Gabel muss nach leichtem Impuls von alleine in die Anschläge fallen.

~500km nach einem Wechsel nochmals Kontrollieren und u.U. Spiel / Spannung korrigieren
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- "Das gute Paul-Fett" = SKF Wälzlagerschmierfett LGEV 2/0.4 - 420 ml
https://www.skf.com/de/productinfo/productid-LGEV%202%2F0.4
Aus der richtigen Quelle erschwinglich: ~15,--@/400ml - DasGutePaulFett.jpg (105.07 KiB) 7792 mal betrachtet