Vorstellung und 5000 km Review
Verfasst: 25.06.21 - 12:46
Moin Forum,
nachdem ich mich vor einem Monat angemeldet und auch schon ein bißchen was gepostet habe, möchte die Gelegenheit dieses Reviews nutzen, um mich auch gleich mal vorzustellen. Ich bin 53 Jahre alt, komme aus Niedersachsen und fahre seit mehr als 30 Jahren Motorrad. Es waren bislang ausschließlich Straßenmotorräder, die ich gefahren bin. Vor 3 Jahren habe ich mich mit meiner VFR 800 auf kleinen Straßen zum Nordkap aufgemacht. Dabei bin ich das erste Mal auch mal längere Passagen auf Schotter und festem Sand gefahren, was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat.
Als ich im Frühjahr beschlossen habe, mir das erste Mal in meinem Leben ein neues Motorrad zuzulegen, fiel mir das wieder ein. Deshalb habe ich nach kurzer und intensiver Lektüre dieses Forums die VFR am 25. März diesen Jahres bei einem Husqvarnahändler in Zahlung gegeben, und bin seitdem glücklicher Besitzer einer 21er 701 Enduro.
Für die, die noch keine 701 Enduro fahren, schildere ich jetzt noch meine subjektiven Eindrücke der vergangenen 5000 km.
Ich habe die 701 ohne vorherige Probefahrt blind gekauft. Als ich sie dann beim Händler abholte, war der erste Eindruck: “Oh, ist das überhaupt ein richtiges Motorrad!“ Obwohl sie eine respektable Sitzhöhe aufweist, wirkt sie ja doch irgendwie klein. Auch die Verarbeitung ist eher zweckdienlich und roh und kann mit der gediegenen Optik und Haptik moderner Straßenmotorräder dieser Preisklasse nicht ganz mithalten. Allerdings machen die meisten der verbauten Komponenten einzeln betrachtet einen wertigen Eindruck. Beim Aufsteigen und Rangieren fällt sofort das geringe Gewicht im Vergleich zur 250 kg-Klasse und die für größere Menschen passende Ergonomie auf. Mit 1,90 m fühle ich mich ausgesprochen wohl. Die Sitzbank allerdings ist hart und schmal. Nach spätestens einer Stunde Fahrt muß ich mich zwischendurch immer mal auf die Fußrasten stellen, um den Allerwertesten ein wenig zu enlasten.
Wer Motorräder über 100 PS gewohnt ist, wird feststellen, daß es nicht mehr ganz so mühelos ist, einen LKW mit dahinter versammelter PKW-Kolonne aufzuschnupfen. Der Motor der 701 hat aber für die Landstraße eigentlich immer genug Dampf. Außerdem fühlt es sich durch das agile Fahrwerk und den fehlenden Windschutz sowieso immer so an, als wäre man 25% schneller unterwegs Angenehmer Nebeneffekt: Ich fahre wieder weitestgehend STVO-konform. Beachtlich finde ich, das dieser leistungsstarke Einzylinder so gut wie kein Öl verbraucht. Das hätte ich wirklich nicht erwartet.
Das Getriebe wird am besten mit einem gewissen Nachdruck geschaltet, dann landet man auch nicht zwischen den Gängen. An das feine Getriebe der VFR 800 kommt es zwar nicht heran, allerdings ist es um Welten besser als das Getriebe der BMW K100, die ich auch mal gefahren bin. Der Quickshifter funktioniert mal tadellos, mal überhaupt nicht. Woran das liegt, habe ich bislang noch nicht herausgefunden.
Ob man die verbaute Elektronik braucht oder nicht – who knows… Im Modus 1 ist die Gasannahme weicher, im Modus 2 läßt die Traktionskontrolle mehr Schlupf zu und das ABS ist hinten abgeschaltet. Vielleicht wäre Modus 2 mit weicherer Gasannahme auf unbefestigten Wegen besser, aber da man TC und ABS sowieso separat an- und ausschalten kann, ist das eigentlich auch schon wieder egal Obwohl der Modus 1 als der zahme Straßenmodus gilt, kann man auch hier mit einem beherzten Dreh an der Brause das Vorderrad abheben lassen.
Das Fahrwerk ist wie oben schon erwähnt recht agil. Mir macht es, so wie es ist, auch auf der Straße Spaß! Allerdings kann ich mir vorstellen, daß Leute, die gerne etwas schneller unterwegs sind, sich mehr Stabilität wünschen. Obwohl ich fahrfertig mit 113 kg wahrscheinlich Änderungen an der Federung vornehmen müßte, benutze ich aus Trägheit in Kombination mit mangelnder Expertise immer noch die Werkseinstellungen und komme damit auf und abseits der Straße gut zurecht.
Die ab Werk montierten TKC 80 Reifen funktionieren für mein eher gemütliches Fahrprofil ganz gut. Bei Nässe rutscht der Hinterreifen manchmal in Kurven seitlich weg, so daß ich beim demnächst anstehenden Wechsel eventuell einen anderen Reifen montieren lassen werde. Erstaunlich ist, daß der Vordereifen noch ordentlich Profil hat, während der Hinterreifen ziemlich am Ende ist.
Das vielleicht wichtigste Argument für oder gegen die 701 Enduro ist meiner Meinung nach:
Wenn man damit ausschließlich auf der Straße fährt, braucht man diese Art von Motorrad eigentlich nicht. Da gibt es zahlreiche Motorräder, die dort besser performen. Wenn man aber (zumindest ab und zu mal) damit auf Schotter, im Sand, im Matsch oder auch mal im Wasser unterwegs ist, erschließt sich einem eine ganz neue Art des Motorradfahrens, die ich so nicht kannte und auch auf keinen Fall mehr missen möchte!
Zwischendurch habe ich auch mal die Kamera mitlaufen lassen:
[youtube]https://www.youtube.com/channel/UCuU_sw ... AFk8QHoDXA[/youtube]
Vielen Dank für‘s Lesen bis hierhin!
beste Grüße, Lodenhose
nachdem ich mich vor einem Monat angemeldet und auch schon ein bißchen was gepostet habe, möchte die Gelegenheit dieses Reviews nutzen, um mich auch gleich mal vorzustellen. Ich bin 53 Jahre alt, komme aus Niedersachsen und fahre seit mehr als 30 Jahren Motorrad. Es waren bislang ausschließlich Straßenmotorräder, die ich gefahren bin. Vor 3 Jahren habe ich mich mit meiner VFR 800 auf kleinen Straßen zum Nordkap aufgemacht. Dabei bin ich das erste Mal auch mal längere Passagen auf Schotter und festem Sand gefahren, was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat.
Als ich im Frühjahr beschlossen habe, mir das erste Mal in meinem Leben ein neues Motorrad zuzulegen, fiel mir das wieder ein. Deshalb habe ich nach kurzer und intensiver Lektüre dieses Forums die VFR am 25. März diesen Jahres bei einem Husqvarnahändler in Zahlung gegeben, und bin seitdem glücklicher Besitzer einer 21er 701 Enduro.
Für die, die noch keine 701 Enduro fahren, schildere ich jetzt noch meine subjektiven Eindrücke der vergangenen 5000 km.
Ich habe die 701 ohne vorherige Probefahrt blind gekauft. Als ich sie dann beim Händler abholte, war der erste Eindruck: “Oh, ist das überhaupt ein richtiges Motorrad!“ Obwohl sie eine respektable Sitzhöhe aufweist, wirkt sie ja doch irgendwie klein. Auch die Verarbeitung ist eher zweckdienlich und roh und kann mit der gediegenen Optik und Haptik moderner Straßenmotorräder dieser Preisklasse nicht ganz mithalten. Allerdings machen die meisten der verbauten Komponenten einzeln betrachtet einen wertigen Eindruck. Beim Aufsteigen und Rangieren fällt sofort das geringe Gewicht im Vergleich zur 250 kg-Klasse und die für größere Menschen passende Ergonomie auf. Mit 1,90 m fühle ich mich ausgesprochen wohl. Die Sitzbank allerdings ist hart und schmal. Nach spätestens einer Stunde Fahrt muß ich mich zwischendurch immer mal auf die Fußrasten stellen, um den Allerwertesten ein wenig zu enlasten.
Wer Motorräder über 100 PS gewohnt ist, wird feststellen, daß es nicht mehr ganz so mühelos ist, einen LKW mit dahinter versammelter PKW-Kolonne aufzuschnupfen. Der Motor der 701 hat aber für die Landstraße eigentlich immer genug Dampf. Außerdem fühlt es sich durch das agile Fahrwerk und den fehlenden Windschutz sowieso immer so an, als wäre man 25% schneller unterwegs Angenehmer Nebeneffekt: Ich fahre wieder weitestgehend STVO-konform. Beachtlich finde ich, das dieser leistungsstarke Einzylinder so gut wie kein Öl verbraucht. Das hätte ich wirklich nicht erwartet.
Das Getriebe wird am besten mit einem gewissen Nachdruck geschaltet, dann landet man auch nicht zwischen den Gängen. An das feine Getriebe der VFR 800 kommt es zwar nicht heran, allerdings ist es um Welten besser als das Getriebe der BMW K100, die ich auch mal gefahren bin. Der Quickshifter funktioniert mal tadellos, mal überhaupt nicht. Woran das liegt, habe ich bislang noch nicht herausgefunden.
Ob man die verbaute Elektronik braucht oder nicht – who knows… Im Modus 1 ist die Gasannahme weicher, im Modus 2 läßt die Traktionskontrolle mehr Schlupf zu und das ABS ist hinten abgeschaltet. Vielleicht wäre Modus 2 mit weicherer Gasannahme auf unbefestigten Wegen besser, aber da man TC und ABS sowieso separat an- und ausschalten kann, ist das eigentlich auch schon wieder egal Obwohl der Modus 1 als der zahme Straßenmodus gilt, kann man auch hier mit einem beherzten Dreh an der Brause das Vorderrad abheben lassen.
Das Fahrwerk ist wie oben schon erwähnt recht agil. Mir macht es, so wie es ist, auch auf der Straße Spaß! Allerdings kann ich mir vorstellen, daß Leute, die gerne etwas schneller unterwegs sind, sich mehr Stabilität wünschen. Obwohl ich fahrfertig mit 113 kg wahrscheinlich Änderungen an der Federung vornehmen müßte, benutze ich aus Trägheit in Kombination mit mangelnder Expertise immer noch die Werkseinstellungen und komme damit auf und abseits der Straße gut zurecht.
Die ab Werk montierten TKC 80 Reifen funktionieren für mein eher gemütliches Fahrprofil ganz gut. Bei Nässe rutscht der Hinterreifen manchmal in Kurven seitlich weg, so daß ich beim demnächst anstehenden Wechsel eventuell einen anderen Reifen montieren lassen werde. Erstaunlich ist, daß der Vordereifen noch ordentlich Profil hat, während der Hinterreifen ziemlich am Ende ist.
Das vielleicht wichtigste Argument für oder gegen die 701 Enduro ist meiner Meinung nach:
Wenn man damit ausschließlich auf der Straße fährt, braucht man diese Art von Motorrad eigentlich nicht. Da gibt es zahlreiche Motorräder, die dort besser performen. Wenn man aber (zumindest ab und zu mal) damit auf Schotter, im Sand, im Matsch oder auch mal im Wasser unterwegs ist, erschließt sich einem eine ganz neue Art des Motorradfahrens, die ich so nicht kannte und auch auf keinen Fall mehr missen möchte!
Zwischendurch habe ich auch mal die Kamera mitlaufen lassen:
[youtube]https://www.youtube.com/channel/UCuU_sw ... AFk8QHoDXA[/youtube]
Vielen Dank für‘s Lesen bis hierhin!
beste Grüße, Lodenhose