Abfahrt ca. 10 Uhr, ich musste vorher noch ein paar Dinge erledigen. Es ist bewölkt, ab und zu ein paar Tropfen.
In Bern falsch nach Lausanne abgebogen, habe am Motorrad noch keine Montage für ein Navi. Doch dadurch ein Stück am schönen Genfer See gefahren („Montreux Riviera“).
Der Große St.Bernhard ist relativ wenig ausgebaut, bedenkt man seine Berühmtheit. Der wichtige Verkehr nimmt jetzt natürlich den Tunnel.
Die Südseite des Großen St.Bernhard ist schroff und schön,
die Nordseite nicht so spektakulär.
Italienische Verkehrsmentalität: Trotz roter Baustellenampel und unübersichtlichen Kurven schert der Pkw hinter mir einfach aus und fährt durch. Ich dann natürlich hinterher, denn wo der durchkommt, komme ich mit dem Mopped ja auch durch.
Der Tunnel hinunter nach Aosta ist noch kostenlos, direkt danach muss man rechts raus.
Die italienischen Speedlimits sind ziemlich niedrig, kilometerlang ist am Kleinen St.Bernhard nur 30 erlaubt.
Oben im Hospiz übernachtet 34.50 Euro für Abendessen, Übernachtung und Frühstück. Einfach, aber völlig ausreichend. Das Wetter ist hier schon viel besser.
2.Tag
Strahlend blauer Himmel. Der Iseran zieht sich ziemlich lang, es gibt viele Tunnels.
Wieder unten im Schatten, in Bonneville-Sur-Arc zeigt das Bordthermometer frische 4.5 Grad.
Am Mont Cenis sind sehr viele Motorradfahrer, regelrecht überlaufen. Der See ist ja auch ganz nett, aber der Pass nicht spektakulär.
Der Anstieg zum Sommeiller beginnt überraschend gut asphaltiert. Speedlimit aber nur seltsamerweise 30. Bald ist das Sanierungsstück zu Ende, es beginnt schlechter Asphalt. Und ohne Vorwarnung eine spitze Spitzkehre. Hoppla...
Weiter quert die holprige Straße am Hang entlang, bis bei der Abzweigung nach Rochemolles der Asphalt ganz endet. Bald darauf die ersten Serpentinen im Schotter, schon mit vereinzelten Löchern und Steinen. Eine Mercedes-A-Klasse tastet sich hier hoch, ich überhole sie in der Kurve innen. Wahrscheinlich kehrten die bald um, ich habe sie auch auf dem Rückweg nicht mehr gesehen. Nach dem Serpentinenstück wieder ein leichtere Querung, an einem kleinen Stausee entlang, zur Abzweigung Rifugio Scarfotti. Hier steht eine kleine offene Hütte, da lasse ich das Topcase mit den entbehrlichen Sachen, damit sich nichts losrappelt.
Oberhalb sieht man schon einen Stau von (Möchtegern-)Geländewagen, die das folgende entscheidende Serpentinenstück nicht so gut schaffen. Ich
werde immer sehr schnell vorbei gewunken und muss nicht lange in der Staubwolke fahren. Ich glaube, auf der Holperstrecke sehen die mein Abblendlicht immer wieder im Rückspiegel aufblitzen und bemerken mich deswegen so schnell. Das folgende Serpentinenstück ist wirklich eng und rauh. Wie ein Almweg, keinesfalls mehr Forststraße. Dauernd bekommt man einen Schlag gegen das Vorderrad und muss dann doch etwas neben der angepeilten Linie fahren, manchmal verliert das Hinterrad Grip und bekommt ihn schlagartig wieder.
Man gelangt in ein Hochtal, bald danach mit einem kleinen Zwischenabstieg in das nächste Hochtal. Hier sind sogar noch einzelne Asphaltreste auszumachen. Aber es sind nur Reste. Nun gelangt man oberhalb der Vegetation in den Bereich des Gerölls. Teilweise kann man nur Gas geben und „durchschwimmen“.
Oben an der Holzbarriere 2 ATVs, 2 Geländewagen und die „üblichen zweirädrigen Verdächtigen“.
Ich war zu dem Zeitpunkt der einzige mit einem Straßenmotorrad. Aber weil die Verhältnisse perfekt waren, waren meine Straßenreifen auch kein Nachteil. Noch zu Fuß über losen Schutt steil zum Fahnenhügel auf ca. 3028m Höhe hinauf gestapft (das wäre wirklich schwer zu fahren, Stollenreifen und Schwung nötig).
Auf der Abfahrt sehe wie ein Jeep in der Kehre reversieren muss. Vielleicht hat er die falsch angefahren, vielleicht ist die ihm wirklich zu eng. Aber auch der winkt mich schnell vorbei, genauso wie die beiden ATV-Fahrer, die vor mir losgefahren sind.
Konzentriert geht es die Serpentinengruppe über dem Rifugio Scarfotti hinunter. Der Weg ist schmal, man sitzt hoch, während man sich vor der Kurve die Linie zwischen den Steinen und Bodenwellen aussucht, sieht man zwangsläufig auch in den Abgrund. Ich bin das gewöhnt, andere vielleicht nicht.
Mich wundert, dass ich auf dem ganzen Weg deutlich schneller als alle vierrädrigen war. Nur die beiden Enduristen die mir entgegengekommen sind, die waren deutlich schneller als ich. Im stehen fahrend volle Pulle. Klar wird die Fuhre mit steigender Geschwindigkeit auch stabiler, aber das wollte ich meinen Reifen und Felgen nicht zumuten. Stahl verbiegt sich, Alu bricht. Und außerdem ist mein Lenker dafür unbequem tief, Ich bin immer nur kurzzeitig bei gröberen Unebenheiten aus dem Sattel.
Der folgende Izoard hat eine wunderschöne Südseite,
zum Agnel zieht es sich lang und flach. Übernachtung in der Alpenvereinshütte, 30.50 Euro mit Frühstück.
3.Tag
Morgends erst einmal Eis vom Sitz kratzen, auf den Wiesen liegt Rauhreif. Zum Lautaret geht es quasi nur geradeaus, zum Galibier dann mit sehr schönen Rückblick hoch.
Das Serpentinenstück zwischen La Plantaz und Montvernier ist gut asphaltiert und mit Geländer (!) versehen, ziemlich eng und ganz witzig. Beeindruckend beim nahen Klettersteig ist die Hängebrücke vor dem Wasserfall. Leider konnte ich von der Straße aus keinen Zugang sehen, ich wäre zu gerne auf die Brücke gegangen. Es empfiehlt sich der weitere Aufstieg zum Chaussy, man quert noch einmal eine schöne Felswand und sieht mit steigender Höhe immer mehr von der Landschaft. Das Wetter ist nun nicht mehr so strahlend blau, einzelne Quellwolken um die Gipfel.
In Bonvillard steht ein Wegweiser zum Madeleine. Da will ich ja sowieso hin, aber in dieser Richtung ist mir neu. Da fahre ich einfach mal dem Wegweiser nach. Bald hört der Asphalt auf und es geht auf relativ leichtem Schotter in munterem auf und ab quer bis zur vorletzten Spitzkehre
südlich unterhalb des Madeleine.
Nun weit hinunter ins Tal, die Kfz-Strasse nach Albertville und Ugine ist mautfrei. Nach Ugine in Richtung Chamonix fährt man durch eine kurzweilige Schlucht. In Chamonix fahre ich auf die andere Talseite zur Seilbahn-Talstation um einen besseren Blick auf den Montblanc zu bekommen. Sehr eindrucksvoll!
Und weiter über Martigny zum Simplon. In dem sehr großen Hospiz übernachtet, 30 Euro mit Frühstück. Das Wetter ist nicht mehr so gut, Berge oft wolkenverhangen.
4.Tag
Über den Furka mit häufigeren schönen Blicken durch die Wolkenlücken zurück. Je weiter ich nach Norden komme, desto schlechter wird das Wetter.
Und wie ist das mit dem Motorrad!?
In den 4 Tagen bin ich mehr Motorrad gefahren als davor in all den Jahren zusammen (was aber auch nicht schwer war).
Überraschenderweise sitze ich auch hier bequem. Auch der Kniewinkel stört mich nicht.
Aber was das Gehype um den Knieschluss soll, verstehe ich immer noch nicht. Dazu fahre ich wohl zu wenig (im stehen) im Gelände.
Toll ist der niedrige Verbrauch. Beim mitrollen mit den Lkws etwa 2.8 Liter / 100km, auf Langstrecke Überland weniger als 3.5 Liter, nur auf schweren Schotterstrecken und den damit einhergehenden niedrigen Gängen sind es über 4 Liter.
Insgesamt 2060 km und 64,16 Liter getankt.